Daniel Ambühl  Bildweg  Greifswald  Dokumente

 

Politik bei Caspar David Friedrich
  Über die politische Botschaft der Bilder von Caspar David Friedrich wird vielerorts geschrieben. Doch müssten wir den Begriff "Politik" in diesem Zusammenhang mit Vorsicht verwenden. Vielleicht wäre es besser anstatt von Politik vom "gesellschaftlichen Erlebnis der Geschichte" zu sprechen. Zweifellos äusserte sich CDF zum Gang der Geschichte und dazu, wie die Gesellschaft und die Nation, als deren Mitglied er sich empfand, diesen Gang der Geschichte erlebte. Es waren traumatische Ereignisse; der fast vollständige Zusammenbruch ja, eigentlich der Untergang der deutschen Nation. Es ist offensichtlich, dass die biografischen Erfahrung in seiner Lebengeschichte und die Geschichte der äusseren Umstände sich sehr nah waren, und sich da diese Schnittstelle befand, an der sich das Lebensthema Friedrichs mit dem Lebensthema der deutschen Nation kreuzte. Der in aller Strenge und in unerbittlicher Klarheit vorgeführte Zustand des Menschen und der Nation im Angesicht des Untergangs, die brutale, übersteigerte Ehrlichkeit der Schilderung der Verzweiflung, Depression und Auswegslosigkeit, aber auch zuweilen ein nebulöser und mehr theatralisch als wirklich glaubhaft gesetzter Hauch von Hoffnung und Erwartung auf eine Auferstehung, trafen die Stimmung der Zeit. Damit wurden seine Bilder für kurze Zeit begehrt, bis sich die Geschichte weiterbewegte und CDF wieder in Vergessenheit geriet. Dass vielerorts dieses theatralische Moment in Friedrichs Bildern als heldenhafte, prophetische Wirklichkeit genommen wurde und nicht die Hilflosigkeit der blossen Geste eines unerschütterlichen Glaubens erkannt wurde, gibt über die Bedürfnisse der Betrachter in der Romantik Auskunft. Eine Sehnsucht nach in sich ruhender selbstgewisser Stärke, Heldentum und unbeirrbarer Unbeugsamkeit.