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Die Anfänge des Bildwegs
 

Die Anfänge der Idee des Bildweges von Daniel Ambühl liegen schon Jahre zurück, und eigentlich erkennen wir seine Ursprünge in jeder Bildergeschichte wieder. Das neue und einzigartige am Bildweg von Daniel Ambühl ist aber, dass jeder Teilnehmer seine Bildergeschichte selber erschaffen, selber "erwandern" kann. Dadurch wird nicht nur der Sinn der Kunst auf eine neue, lebendige Weise erfahrbar, sondern auch ganz andere Möglichkeiten der Geschichtenerzählung.

Unser gesellschaftliches Leben gründet wesentlich auf dieser Kunst des Geschichtenerzählens. Wir erzählen uns gegenseitig dauernd Geschichten, wahre und geträumte, und sogar wenn wir alleine sind, denken wir uns Geschichten aus und träumen uns selbst und die Welt als lebendige, vielschichtige Fabel.

Auch zum Bildweg fällt mir eine Geschichte ein:

Den ersten Bildweg entwickelte Daniel Ambühl für seine Ausstellung in Ascona. Es war eine Frühlingsausstellung, die zu Ostern 1995 stattfand. Der Rahmen bildete denn auch ein Frühlings-, ein Osterthema: Der Schrecken des Todes, des Nichts, des Winters - und dann das Wunder der Auferstehung, des Lebens, des blühenden Frühlings. Das Bild erlebte auf seiner Reise durch die sieben Bildplatten eine Metamorphose vom grässlichen, leeren Totenkopf über den Weltfisch zum hoffnungsfroh träumenden und frühlingshaft bunt strahlenden Gesicht.

Der zweite Bildweg entwickelte Ambühl für eine grosse Kunstaktion in Berlin Mitte im Sommer 1996. Die Sonne strahlte, die Fülle der Natur und die Kultur des Menscshen standen in der Stimmung der Teilnehmer am Zenit. Und das Bild erzählt eine Sommergeschichte: Mann und Frau begegneten sich im Schutz eines Regenbogensonnenschirms, Gleichnis der unfassbaren Versöhnung im Geheimnis. Der Bildgänger schenkte dem Paar mit den zarten Strichen der Wachskreiden die Frucht des Sommers: ein Kind, das nun wohlig in den Armen der glücklichen Eltern lag.

Der dritte Bildweg nun in Zürich erzählt eine Herbst- und Wintergeschichte. Der Herbst, wenn die Tage kürzer und düsterer werden, ist die Zeit der Erinnerung. Es ist aber auch eine Zeit der Ahnung der grossen Leere des Winters, seiner Stille und Einsamkeit. Am Punkt der grössten Angst und Dunkelheit, im Übergang zum Winter, an der Wintersonnenwende, an Weihnachten, wird das neue Licht, der neue Frühling dennoch bereits begrüsst.

Ein Zyklus ist abgeschlossen; der dritte Bildweg ist auch ein Weg in eine neue Welt, in ein anderes Jahr hinein.

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  Text von Thomas Primas.Erschienen als Vorwort zum ersten Zürcher Bildweg, der vom 1. bis  31. Januar 1997 dauerte. Im Originalheft schliessen sich daran zwei weitere Texte von Thomas Primas an: "Über Geschichte und Schichtung" und "Die Schöpfung des Menschen"  Das Originalheft kann online bestellt werden.